La Palma 2022 🌌

Vom 22. bis 29. September 2022 sind wir auf La Palma. Ein wesentlicher Faktor dieser Fotoreise wird Astrofotografie sein. Die kanarische Insel La Palma bietet dazu fast einmalige Bedingungen: Wenig Lichtverschmutzung, hohe Berge und passendes Klima. Nicht ohne Grund ist dort die europäische Nordsternwarte untergebracht.

Donnerstag, 29. September
14:00 Uhr
Wir sitzen jetzt in La Palma am Flughafen am Gate und warten auf den Rückflug. Ein guter Zeitpunkt um zu überlegen, was man aus dieser Reise lernen kann.
Mein eigentliches Ziel waren Astrofotos. Ich wollte insbesondere Fotos von der Milchstraße machen. Im September endet bald die Milkyway-Core-Season, in der das galaktische Zentrum (kurz GLZ) der Milchstraße zu sehen ist. Im galaktischen Zentrum sind die meisten Sterne zu sehen und die schönsten Strukturen zu erkennen. Jetzt im September kann man das GLZ kurz nach Einbruch der Dunkelheit im Süden sehen, bevor das GLZ dann untergeht. Das ist auch deshalb sehr komfortabel, weil man zum Sonnenuntergang eine geeignete Beobachtungsposition einnehmen und eine passende Bildkomposition finden kann. In den kommenden Wintermonaten ist das GLZ nicht zu sehen. Auch berücksichtigt war, dass im Moment Neumond ist und der Himmel nicht vom Mond beleuchtet wird.
Technisch wollte ich zwei Sachen ausprobieren: Stacking und Tracking. Bei der Astrofotografie gibt es mehrere Herausforderungen. Da sich die Erde bewegt (mit ziemlich genau einer Umdrehung pro Tag), kann man nicht beliebig lange belichten. Da die Sterne aber - im Vergleich zu den meisten Motiven am Tag - sehr dunkel sind, muss man mehr Licht sammeln. Ein Startracker löst dieses Problem. Grundsätzlichlich ist ein Startracker eine kleine parallaktische Montierung, die mit einem kleinen Fernrohr genau auf den Nordpol ausgerichtet wird. Ein kleiner Schrittmotor dreht dann die Kamera mit genau der Geschwindigkeit, mit der sich die Erde dreht. Damit ist der Bildausschnitt "eingefroren" und lange Belichtungszeiten bis zu einigen Minuten sind kein Problem. Beim Stacking werden mehrere identische Aufnahmen mit sehr hoher Empfindlichkeit gemacht. Das zwangsläufig auftretende Sensorrauschen kann man durch den Einsatz von Stacking-Software "abziehen". Wie auch immer - das werde ich wohl nachholen müssen.
Im Moment geistert in meinem Kopf deshalb der Gedanke herum, das Projekt im Mai nochmal anzugehen. Im Mai ist das GLZ vor Sonnenaufgang gut zu sehen. Das erschwert die Bedinungen etwas.
Für das nächste Mal nehme ich Folgendes mit:
✅ Ein Mietwagen mit Automatik-Getriebe ist absolut vorteilhaft. Wir hatten diesmal einen kleinen Citroën C3 der von der Größe absolut ausreichend war. Das Schaltgetriebe war aber bei den vielen Serpentinen und extrem steilen Straßen echt zusätzlicher Stressfaktor. Ein kleines Auto ist allerdings auf den Straßen hier vorteilhaft. Also: Automatikgetriebe, aber kleines Fahrzeug.
✅ Es ist eine gute Idee, sich mindestens zwei Unterkünfte - eine im Osten und eine im Westen - zu organisieren, weil die Insel doch sehr unterschiedlich ist.
✅ Ich bekomme meine Astro-Fotoausrüstung beqeuem mit einem großen Fotorucksack (der noch die Handgepäckbestimmungen einhält) und einer großen Reisetasche mit Rollen transportiert. Die Kameras, Objektive, Notebook und Akkus waren im Rucksack, Stative, Startracker und Kleidung in der Reisetasche. Die Reisetasche wog 21 Kilogramm, der Rucksack 10 Kilogramm.
Mittwoch, 28. September
15:00 Uhr
Morgen geht's heim und ich muss mich langsam damit abfinden, dass es - zumindest während dieser Reise - keine Fotos der Milchstraße geben wird. Die LP-4 - die Straße die von Santa Cruz hoch auf den Roque des los Muchachos führt - ist immer noch für den Straßenverkehr gesperrt und ehrlicherweise ist die Wetterprognose für die kommende Nacht immer noch schlecht. Insofern läuft es wohl auf einen zweiten Versuch im nächsten Jahr hinaus.
Der heutige Tag begann wie die letzten fünf Tage aufhörten: Mit Wolken. Immerhin war die Sonne mal kurz zu sehen. Danach gab's Nieselregen. Wir haben uns entschlossen nochmal rüber auf die Westseite der Insel zu fahren. Süd-westlich von El Paso ist ein Naturschutzgebiet. Diese Gegend liegt nah am Vulkan, der 2021 ausgebrochen ist, was man auch daran merkt, dass teilweise meterhohe Asche auf den Straßen und im Wald liegt. Auch ein schwefeliger Geruch liegt in der Luft. Spannend war, dass das Wetter auf der anderen Inselseite komplett unterschiedlich ist. Um auf die andere Seite zu gelangen, muss man durch einen ca. 3 Kilometer langen Straßentunnel. Auf der Ostseite war Nebel mit weniger als 50 Metern Sichtweite, auf der Westseite Sonnenschein. Leider mit vielen hohen Wolken, damit fällt die nächste Astrofotonacht auch aus.
Direkt im Schlafzimmer einen Blick auf den Sonnenaufgang zu haben ist für faule Landschaftsfotografen perfekt.
Direkt im Schlafzimmer einen Blick auf den Sonnenaufgang zu haben ist für faule Landschaftsfotografen perfekt.
Es hätte ein schöner Sonnenaufgang werden können. Mal wieder - wie schon so oft auf dieser Reise - haben Wolken das Spiel verdorben.
Es hätte ein schöner Sonnenaufgang werden können. Mal wieder - wie schon so oft auf dieser Reise - haben Wolken das Spiel verdorben.
Spannend: Sobald man auf die Westseite der Insel kommt, ändert sich oft das Wetter. Leider - und das ist für Astrofotografen sehr ägerlich - gibt es doch einige hohe Wolken.
Spannend: Sobald man auf die Westseite der Insel kommt, ändert sich oft das Wetter. Leider - und das ist für Astrofotografen sehr ägerlich - gibt es doch einige hohe Wolken.
Links im Bild sieht man das Lava-Feld des im letzten Jahr ausgebrochenen Vulkans.
Links im Bild sieht man das Lava-Feld des im letzten Jahr ausgebrochenen Vulkans.
Mit der besten Begleitung ever, kann man es auch im Regen aushalten. ❤
Mit der besten Begleitung ever, kann man es auch im Regen aushalten. ❤
Dienstag, 27. September
18:00 Uhr
Ich weiß nicht so recht, ob es eigentlich ethisch okay ist, wenn man Hass gegen einen tropischen Wirbelsturm entwickelt, aber ja: Ich hasse Hermine. La Palma gehört zu den dunkelsten Orten der Welt. Und gerade gehört er auch zu den nassesten Orten der Welt. Es hat die letzten Tage super viel geregnet. Immerhin gab es wohl keine Verletzten.
Gestern sind wir von Puntagorda nach Santa Cruz gefahren. Auf dem Weg konnten wir noch einen Blick auf Cumbre Vieja werfen, der Vulkan der ziemlich genau vor einem Jahr ausgebrochen ist. Das Lava-Feld hat eine wirklich beeindruckende Größe und auch der Vulkan selbst ist wirklich groß. Santa Cruz ist eine eher kleine Stadt, die direkt im Hang des Berges ist. Auf der einen Seite ist das Meer, auf der anderen Seite geht es direkt einige Hundert Meter den Berg hinauf. Unsere Wohnung liegt ca. 200 Meter über dem Meeresspiegel, allerdings nur 500 Meter vom Meer entfernt. Mit diesen beiden Zahlen bekommt man einen Eindruck, wie steil die Straßen hier sind. Übrigens gilt La Palma als eine der steillsten Inseln der Welt.
Von Santa Cruz wollten wir heute in den Norden, dort gibt es einige Wasserfälle. Unglücklicherweise waren alle Wege durch Erdrutsche blockiert. Schade - so mussten wir den Nachmittag im Café Utopia verbringen. Dieses Café ist direkt unten am Meer und es gibt leckeren Kuchen und guten Kaffee. Der Käsekuchen tröstet zumindest ein kleines bisschen darüber hinweg, dass diese Reise fotografisch bisher ein absoluter Fail ist. Mal sehen, ob es heute Abend nochmal eine kleine Chance gibt einen Blick auf die Milchstraße zu werfen.
Der Blick aus der Wohnung. (by An)
Der Blick aus der Wohnung. (by An)
Anna hat Wellen fotografiert. Und das geht hier ziemlich gut.
Anna hat Wellen fotografiert. Und das geht hier ziemlich gut.
Unsere Wohnung ist direkt neben dem blauen Haus hinter den zwei Palmen. Bis dahin geht es steil den Berg hoch.
Unsere Wohnung ist direkt neben dem blauen Haus hinter den zwei Palmen. Bis dahin geht es steil den Berg hoch.
Die Wellen kommen hier mit ordendlich Energie an der Küste an. (by An)
Die Wellen kommen hier mit ordendlich Energie an der Küste an. (by An)
Ach Mensch - hier wird man echt überall an Astrofotografie erinnert.
Ach Mensch - hier wird man echt überall an Astrofotografie erinnert.
Richtung Norden war die Straße nach einem Erdrutsch gesperrt.
Richtung Norden war die Straße nach einem Erdrutsch gesperrt.
Sonntag, 25. September
16:00 Uhr
Wir sind im Moment in Puntagorda, im Nordwesten von La Palma. Die schweren Regenfälle haben bis jetzt fast ausschließlich den Osten der Insel um die Hauptstadt Santa Cruz getroffen. Bei Twitter findet man Bilder zu überfluteten Straßen und Erdrutschen. Morgen fahren wir nach Santa Cruz, weil wir planmäßig die Unterkunft wechseln. Ich bin etwas gespannt, wie viel Chaos und Zerstörung uns dort erwartet und ob alle Straßen passierbar sein werden.
Mein Astrofoto-Projekt steht nach wie vor auf der Kippe. Es gibt Wettermodelle die Dienstag auf Mittwoch gute Sichtbedingungen prognostizieren, allerdings ist das noch mit Unsicherheiten behaftet.
Aber uns geht's gut und der Tropensturm Hermine hat - zumindest in unserer Gegend - weniger schlimm zugeschlagen, als prognostiziert wurde.
Trotz Regenwetter konnten wir heute mal raus.
Trotz Regenwetter konnten wir heute mal raus.
Die Landschaft ist bei Nebel auch ganz sehenswert.
Die Landschaft ist bei Nebel auch ganz sehenswert.
Meine Laune ist - weil mein Astrofotoprojekt erstmal gestorben ist - so semi.
Meine Laune ist - weil mein Astrofotoprojekt erstmal gestorben ist - so semi.
Samstag, 24. September
13:00 Uhr
Ich habe mich gestern noch geärgert und gewundert, weshalb es die nächsten Tage so bewölkt sein wird. Dabei habe ich komplett übersehen, was der Grund dafür ist: Hermine ist der Grund. Ein tropischer Wirbelsturm, der sich westlich des Senegal auf dem Atlantik gebildet hat und Kurs auf die kanarischen Inseln nimmt. Im Moment sieht es so aus, als würde La Palma nur von Ausläufern getroffen werden. Das bedeutet weniger starker Sturm, dafür aber trotzdem ausgiebige Regenfälle. Die lokalen Behörden haben die Menschen auf der Insel aufgerufen, sich mit Lebensmitteln einzudecken und zuhause zu bleiben. Gerechnet wird mit 150 l/m², manche Modelle rechnen auch mit 250 l/m². Das ist richtig viel und bedeutet auf jeden Fall Überflutungen, Erdrutsche und unpassierbare Straßen. Der spanische Wetterdienst spricht sogar von den stärksten Regenfällen seit Jahrzehnten. Am Montag fällt die Schule auf allen Inseln hier aus.
Es ist wirklich verrückt, wie diese Reise plötzlich eine ganz andere Entwicklung nimmt. Mein eigentliches Ziel - nämlich Astro-Fotos auf dem Roque des los Muchachos zu machen - fühlt sich gerade fast unerreichbar an. 😭 Am Montag wechseln wir die Unterkunft nach Santa Cruz, also in die Hauptstadt der Insel. Von dort kann man auch auf den Roque fahren. Mal sehen, wie sich das Wetter entwickelt.
Gerade, um 13 Uhr, hat es angefangen zu regnen. Im Moment ist es ein ganz leichter und fast gemütlicher Regen. Vermutlich die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Wir werden gleich nochmal ein bisschen Essen einkaufen und schauen, dass wir uns auf den Worst Case vorbereiten.
Freitag, 23. September
19:00 Uhr
Angekommen. 🛫🛬 Mit Iberia ging es gestern via Madrid nach La Palma. Guter Flug, alles entspannt. Mein Gepäck besteht zu 80% aus Fotoausrüstung. Zwei große Stative, zwei Kameras, sechs Objektive, ein Star-Tracker.
Am Flughafen kam das Gepäck total fix und der Mietwagen war auch innerhalb von 10 Minuten ready - perfekt. Die erste Unterkunft - gebucht via Airbnb - liegt in Puntagorda, ganz im Nordwesten der Insel. 60 Kilometer vom Flughafen, sollte also eine Kleinigkeit sein. Die erste Erkenntnis ist: Es gibt auf La Palma keine geraden Straßen. Serpentinen sind hier total normal. Für eine Strecke sollte man also locker die doppelte Zeit einplanen, die man in Deutschland dafür benötigen würde.
Heute sind wir auf den Roque des los Muchachos (heißt ohne Witz so!) gefahren. Das ist der größte Berg der Insel. Auf Rund 2400 Metern liegt die europäische Nordsternwarte. Bedeutet: Hier gibt es zahlreiche Observationsgebäude mit verschiedensten Teleskopen. Und die Straße hoch ist eine Herausforderung. Eng, kurvig, steil. Für die 20 Kilometer braucht man zwischen einer Stunde und 90 Minuten.
Die Fahrt in der Nacht hat sich erstmal erledigt. Alle Wettermodelle sind sich einig: Heute Nacht gibt es viele hohe Wolken. Bedeckungsgrad: 100%. Das ist eher selten hier und meine Laune ist getrübt. Ich hoffe schwer drauf, dass sich das Wetter noch bessert. Als Kompensation gehen wir später eine Pizza essen. 🍕
Begrüßungswein in der Unterkunft: Thematisch echt passend :)
Begrüßungswein in der Unterkunft: Thematisch echt passend :)
Das ist der Blick von oben in die Candela.
Das ist der Blick von oben in die Candela.
Typisch für La Plama: "Wolkenwasserfälle".
Typisch für La Plama: "Wolkenwasserfälle".
Vorsicht: Hier geht es runter. Aber so richtig.
Vorsicht: Hier geht es runter. Aber so richtig.
Die sogenannten MAGIC-Teleskope. Mit den 18-Meter-Spiegeln wird Gammastrahlen-Astronomie gemacht. Coole Sache!
Die sogenannten MAGIC-Teleskope. Mit den 18-Meter-Spiegeln wird Gammastrahlen-Astronomie gemacht. Coole Sache!
2400 Meter über dem Meeresspiegel.
2400 Meter über dem Meeresspiegel.
Alle Wettermodelle sagen: ☁☁☁
Alle Wettermodelle sagen: ☁☁☁